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... aus Rheinland-Pfalz und Ruanda.
Die Gesellen und Berufsschüler zusammen

Geselle trifft Gazelle schickt erneut Malergesellen nach Ruanda

Kigali/Mainz. Fische, U-Boote, Möwen und das weite Meer. Das und viel mehr ziert nun die neuen Schlafsäle in Gatagara, einem Zentrum für körperlich behinderte Kinder und Jugendliche in Ruanda. Geschaffen haben dieses Wandkunstwerk die Malergesellen Christoph Armbrüster, Andreas Stump, Marcel Loos und Maximilian Hofmann sowie Max Näckel und Alexandra Malzer zusammen mit Berufsschülern der Nyanza Technical School aus Ruanda. Bereits zum zweiten Mal hat der Verein Geselle trifft Gazelle e.V. im März junge Maler aus Rheinland-Pfalz auf eine soziale Reise ins Partnerland Ruanda geschickt.

 

„Da blickt man ganz häufig in staunende Kinderaugen.“, schwärmt Christoph Armbrüster. Und das nicht nur wegen der fremden Hautfarbe: Nach den Erfahrungen im vergangenen Jahr entschloss sich der Initiator des Projekts, Norbert de Wolf, noch einen weiteren Weg der Völkerverständigung zu gehen. „Die Ruander haben den Rhythmus im Blut, überall wird gesungen und geklatscht und das wollten wir auch versuchen.“ Während der Reise wurden so Kinderlieder wie „If you’re happy and you know it“ und deutsche Klassiker wie „Über sieben Brücken“ eingeübt und bei jeder passenden Gelegenheit präsentiert. So entstanden die „german singing and swinging painters“. „Wir sind alle keine guten Sänger, aber das machen wir mit Begeisterung wett“, meint Geselle Max Näckel mit einem Augenzwinkern. Und es funktioniert: „Es hat allen viel Spaß gemacht und wir haben gemerkt, wie die Ruander danach viel lockerer mit uns umgegangen sind.“

Gestartet war das Projekt als Kooperation des Fachverbands Farbe, Gestaltung und Bautenschutz RLP mit dem Partnerschaftsverein RLP-Ruanda. „Mit dem Projekt wollen wir einerseits das Sozialverhalten unserer jungen Maler stärken, andererseits aber auch in Ruanda etwas bewirken“, fasst der Vorsitzende des neugegründeten Vereins, Heiko Herzog, zusammen. „Da haben wir natürlich einen bleibenden Eindruck in Gatagara hinterlassen.“ Und in diesem Jahr ging die Zusammenarbeit einen wichtigen Schritt weiter: In die Arbeit im Zentrum banden die Gesellen 20 Berufsschüler und –schülerinnen aus der nahegelegenen Nyanza Technical School ein. Der Vorteil: Die Berufsschüler lernten die praktische Seite der sogenannten „finishing work“ kennen und bekamen viele wertvolle Tipps mit auf den Weg. „In ihrem Ausbildungsgang ‚Construction‘, also Bauwesen, ist das Malerhandwerk nur ein kleiner Teil in dem die wenigsten Schüler praktische Erfahrungen sammeln können“, erklärt der stellvertretende Schulleiter, Dirk Baumann. Eine Win-Win-Situation also, denn im Gegenzug konnten die Gesellen zusammen mit den Schülern ein viel größeres Arbeitspensum stemmen. Auch die lokalen Farbhersteller hoffen auf eine Win-Win-Situation. Sie haben um Unterstützung bei der Gründung eines ruandischen Fachverbands für das Malerhandwerk in Ruanda gebeten. „Ein ganz wichtiges Ziel unserer Arbeit ist es, das Handwerk und die Handwerksstrukturen in Ruanda zu stärken“, erklärt Herzog, „und dem sind wir damit ein ganzes Stück näher gekommen.“ Wichtig ist den Malern eine nachhaltige Zusammenarbeit. „Wir wollen, dass sich etwas bewegt und die Partnerschaft auch über das Jahr hinweg aufrechterhalten.“, resümiert Norbert de Wolf.

Neben der praktischen Arbeit im Zentrum konnten die Gesellen auch die Kultur Ruandas kennen lernen. Unter anderem standen ein Besuch in einer Farbfabrik und auf einer Baustelle auf dem Programm. „Die Art, wie man hier Farben herstellt, in großen offenen Rührwerken, das wird in Deutschland nicht mehr gemacht“, staunt Geselle Andreas Stump. Und auch die Baustellen sind anders aufgebaut als in Deutschland: Ziegel- und Betonsteine werden nicht fertig angeliefert, sondern auf der Baustelle hergestellt. „Es wimmelt nur so von Menschen. Überall wird gehackt und gehämmert. Ein Wahnsinnserlebnis!“, resümiert Maximilian Hofmann. Möglich ist dieses Erlebnis nur durch die Hilfe von Projektpaten, die mit ihrer Unterstützung die Reise finanzieren. Das waren in diesem Jahr Maler-Einkauf Süd-West e.G., Fritz-Müller GmbH, Shapefruit AG, Sto AG, Hawo GmbH, Signal Iduna, IKK-Südwest und Storch. „Wir bedanken uns ganz herzlich bei unseren Partnern und hoffen darauf, dass wir auch im nächsten Jahr wieder mit ihrer Unterstützung rechnen können“, weiß Norbert de Wolf. Denn die nächste Reise haben Herzog und de Wolf schon in Planung.

Übrigens: Kim Bill, Gesellin aus Üdersdorf, war im vergangenen Jahr mit Geselle trifft Gazelle in Ruanda. Dieses Jahr vertritt sie Deutschland auf der Handwerkseuropameisterschaft „Euroskills“ in Lille, Frankreich.

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